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Student sein, wenn die Veilchen blühen

    1. Student sein, wenn die Veilchen blühen,
    das erste
    Lied die Lerche singt,
    der Maiensonne jedes
    Glühen
    triebweckend in die Erde dringt.
    Student
    sein, wenn die weißen Schleier
    vom blauen
    Himmel grüßend weh’n.
    [: Das ist des Daseins
    schönste Feier!
    Herr, lass sie nie zu Ende
    geh’n! :]

    2. Student sein, wenn die Humpen kreisen
    in
    lieberschloss’nem Freundesbund,
    von alter Treue
    bei den Weisen
    der Väter jauchzet der junge
    Mund.
    Student sein, wenn die Herzen freier
    auf
    der Begeist’rung Höhe steh’n.
    [: Das ist des
    Daseins schönste Feier!
    Herr, lass sie nie zu Ende
    geh’n! :]

    3. Student sein, wenn zwei Augen locken,
    ein süßer
    Mund verschwiegen küsst,
    dass jählings alle Pulse
    stocken,
    als ob im Rausch man sterben müsst’.

    Student sein, in der Liebe Morgen,
    wenn jeder
    Wunsch ein frommes Fleh’n.
    [: Das ist des Daseins
    schönste Feier!
    Herr, lass’ sie nie zu Ende geh’n!:]

    4. Student sein, wenn in Abendmatten
    dein Weg sich
    sacht schon niederneigt,
    von West die Schar der
    Wolkenschatten
    schon vor das Blau des Tages
    steigt.
    Student sein, wenn der Sang
    verklungen,
    der deinem Lenz einst Flügel lieh,
    [: und jung und
    trotzdem mit den Jungen,
    dann war es recht, dann
    stirbst du nie. :]

     

    Autor
    M: Josef Buchhorn (1875-1954)
    T: nach Otto Lob (1834-1908)

     

    Auszug aus dem Siegberg Cantusprügel.