1. O wonnevolle Jugendzeit
mit Freuden ohne Ende,
mit Minnefahrten weit und breit,
wo sich die Schönste fände.
Ich grüße dich, du junges Blut,
bin jedem hübschen Weibe gut,
[: und doch ist nichts aequalis
der filia hospitalis. :]
2. Ich kam als krasser Fuchs hierher
und spähte in den Gassen,
wo mir ein Bett und Zimmer wär´,
den langen Leib zu fassen.
Fand Sofa nicht, noch Stiefelknecht,
und doch war mir die Bude recht,
[: denn keine ist aequalis
der filia hospitalis. :]
3. Sie ist ein gar zu herzig Kind
mit ihren blonden Zöpfen,
die Füßchen laufen wie der Wind
im Schuh mit Quast und Knöpfen;
die Schürze bauscht sich auf der Brust,
allwo ich schau´ ist eitel Lust,
[: und keine ist aequalis
der filia hospitalis. :]
4. Im Haus herrscht sie als guter Geist
und zeigt´s an jedem Ersten:
Der einz´ge Schüler war verreist,
die Kasse mir am leersten.
Da wurd´ ihr Wort mir Schutz und Schild
und stimmte den Philister mild,
[: drum ist auch nichts aequalis
der filia hospitalis. :]
5. Vier Mieter hat sie:
Der Jurist besucht nur feine Kreise,
der Mediziner ist kein Christ,
der Theolog – zu weise.
– Doch mir, mir, dem Philologus,
gab sie in Züchten einen Kuss,
[: und keine ist aequalis
der filia hospitalis. :]
6. Auf eines hält sie scharfe Acht
und lässt nicht mit sich spaßen:
wer je der Magd den Hof gemacht,
würd´ nimmer ihr mehr passen.
Zwar das Mamsellchen am Büfett
ist höchst pikant und äußerst nett;
[: und dennoch nicht aequalis
der filia hospitalis.:]
7. Du liebes Mädchen, wüsst´ ich doch,
was Gott mit uns beschlossen?
Ich schanz´ mir in den Kopf ein Loch
und ochse unverdrossen.
Und wärst du mir auch nie beschert,
zeitlebens bleibst du hochgeehrt,
[: weil keine dir aequalis,
dir, filia hospitalis. :]
Auszug aus dem Siegberg Cantusprügel.